Während der Dokwoche 2012 in Leipzig erlebte unser Verband seinen ersten Geburtstag. Eine große Party gab es nicht, dafür aber eine Zusammenkunft vieler Mitglieder, in der Bilanz gezogen und die Ärmel für das kommende Jahr hochgekrempelt wurden.
Was haben wir im ersten Jahr geschafft?
Nun, zunächst viel unpopulären Organisationskram, der aber die Ressourcen bindet: Satzung beim Notar einreichen, beim Amtsgericht verteidigen, Rechnungen dafür bezahlen. Das war nach sechs Monaten im März 2012 endlich passiert.
Parallel dazu eine Website einrichten, immer noch eine Dauerbaustelle, mit der wir zwar nicht so recht an die Öffentlichkeit wollen, aber eigentlich schon lange müssen. Nach Trickfilm sieht sie noch nicht wirklich aus. Aber das ändert sich bald. „The big B Animation Co.“ hat einen Trailer gezaubert, der sich mit zunehmendem Erfolg ans Licht der Öffentlichkeit empor kämpft. Weitere Filme und Bilder kommen bald hinzu. Auch ein Serviceteil, in dem wir uns endlich um Fragen zu Jobs, Ausbildung, Verträgen und anderen Rechtsfragen kümmern.
Was viel Zeit und Geduld braucht, ist der Kern unserer Verbandsaktivitäten: die Lobbyarbeit, also das große Feld der Filmpolitik. Da wir als Hauptproblemverursacher für die Nöte unserer Branche die TV-Anstalten im Auge haben, liegt der Schwerpunkt derzeit bei den Rundfunkräten, den Intendanten und den Staatskanzleien in den Bundesländern. Mit dem MDR-Rundfunkrat hatten Melanie Reichmann und ich im vergangenen Mai endlich ein erstes Treffen. Als Ergebnis könnte es in Kürze ein Positionspapier aller ARD-Rundfunkräte geben, in dem Auflagen bzgl. Animation an die ARD-Anstalten drinstehen. Mit dem ZDF werden wir entsprechend nachziehen. Auch mit den Förderanstalten, wo es ebenfalls schon erste Gespräche gab.
Eine sensible Frage und nicht zu unterschätzen ist die stärkere Einbeziehung und Vernetzung mit bestehenden Aktivitäten und anderen Verbänden. Hier gilt es vor allem, Berührungsängste zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu betonen. Erste Treffen gab es mit den Trick-/Stammtischen in Berlin und Köln, erste Gespräche wurden geführt mit der AG Kurzfilm, der AG Dok, dem deutschen Institut für Animationsfilm und der AG Animation.
Als Verband werden wir ab 2013 die Vorbereitungen für unsere wohl bislang größte Aktion starten: Eine Werkschau des deutschen Animationsfilms (also eine wettbewerbsfreie Leistungsschau, die insbesondere der Politik und der Öffentlichkeit zeigen soll, welche Potenziale es hierzulande gibt).
Seit zwei Jahren bin ich Jurymitglied für den Deutschen Kurzfilmpreis und darf die Vielfalt unseres Animationsfilmschaffens direkt erleben und damit aber auch die Diskrepanz zwischen der Vielfalt der entstandenen Filme (und künstlerischen Handschriften) und der mageren Ausbeute, die es ins TV-Programm schafft.
Mit ersten Förderern haben wir bereits Erfolg versprechende Gespräche geführt. Viel Arbeit, die uns im Ehrenamt sicherlich an die Grenzen unserer Belastbarkeit führen wird. Aber, mit Verlaub, es muss und wird halt so sein.
Eine unserer stärksten Herausforderungen ist die Schaffung von Transparenz untereinander. Als Branchenverband vereinen wir Firmen und Einzelkämpfer, Produzenten und Freelancer unter einem Dach, die bekanntermaßen nicht immer ein unbelastetes Verhältnis zueinander pflegen.
Wenn wir es nicht schaffen, unser Misstrauen und unsere Voreingenommenheit zu überwinden, Fairness und Offenheit im Umgang miteinander als Normalität zu etablieren, wie eine Familie zusammenzuwachsen und zusammen zu stehen, werden wir nicht aus der Defensive kommen. Wird der Animationsfilm in Deutschland, der als Film für Erwachsene aus der öffentlichen Wahrnehmung bereits verschwunden ist, weiterhin als Stief- und Sorgenkind in Europa gesehen und an Bedeutung verlieren.
Was wünsche ich mir für 2013?
Zu allererst bei all unseren anstehenden Aktionen eine Rückbesinnung auf das, was wir können, auf unsere Stärke als Animationsfilmschaffende: Etwas in Bewegung zu bringen!
Vor bald 25 Jahren bin ich jeden Montag, als Teil einer Minderheit, auf die Strasse gegangen. Was ich erlebt habe, war eine stetig zunehmende Zahl gleichgesinnter Demonstranten, die sich einem übermächtigen Apparat entgegenstellte. Unsere Waffen waren Fröhlichkeit und Humor, ein Mutterwitz, wie ich ihn nie wieder erlebt habe.
Lasst uns wieder auf die Strasse gehen und für unsere Rechte eintreten!
Bloß, wie soll das gehen? Ganz einfach! Schickt uns Eure Trickfilmhelden. Wir lassen sie alle zusammen „auf die Strasse“ gehen: Im Web, im TV, im Kino, wo immer und überall wir wollen.
Ralf Kukula