Hier sind die aktuellen Prädikatvergaben für September 2016 aufgelistet.  Allen Filmemachern einen herzlichen Glückwunsch!

 HÖCHSTE ZEIT, HEROLD!
Animationsfilm, Kurzfilm, Deutschland 2016, 8 min
Francie Liebschner , Balance Film
Prädikat besonders Wertvoll

Der Superheld Herold muss sich seiner größten Aufgabe stellen: Seine Tochter Ursel hat Geburtstag und wünscht sich ein Geschenk von ihm. Der pünktlichen Ankunft bei den Festlichkeiten stehen jedoch 13 kreative Prüfungen voller Witz, Charme und Spannung im Weg, die Herold rechtzeitig lösen muss. Und das nicht nur mit Muskelkraft. Eine Prüfung besteht zum Beispiel darin, eine Gruppe von Menschen in Toilettenpapier einzuwickeln, in einer anderen muss er seine ganze Gerissenheit dazu verwenden, um einer Horde Reporter zu entkommen. Herolds filmische und höchst amüsante Reise wird durch die Sprecherin Anna Mateur erzählt. Sie schafft es durch ihre vielseitige Stimme und lebendigen Erzählung Spannung und Humor in die einzelnen Prüfungen zu bringen. Auch die Soundkulisse, die jede Bewegung untermalt, wird schon den kleinsten Zuschauer eine Freude bereiten. Basierend auf Anke Kuhls gleichnamigem Bilderbuch, ist HÖCHSTE ZEIT, HEROLD! eine gelungene und spaßige Adaption einer beliebten Geschichte.
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Animationsfilm, Dokumentarfilm Deutschland 2016, 8 min
Jessica Dürwald,Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Prädikat besonders wertvoll
Alles beginnt mit einem Fisch. Seine Schuppen glänzen im Tageslicht. Sie sehen wunderschön aus, so lebendig. Doch im Moment der Aufnahme ist der Fisch bereits zum Tode verurteilt und auf dem Weg in die Masse. Immer mehr ist vom Fisch zu erkennen, immer schneller bewegen sich die Bilder. Bis der einzelne Fisch im riesigen Auffangbecken unter seinesgleichen verschwindet. Zurück bleibt das Blut auf dem Laufband, die Innereien auf dem Boden und einzelne Schuppen hier und da. Und am Horizont leuchtet das Nordlicht. Der Kurzanimadokfilm von Jessica Dürwald begleitet die tägliche Arbeit in einer Fischfabrik in Norwegen. In acht Minuten sieht der Zuschauer, durch klug ausgewählte und kunstvoll bearbeitete Bildausschnitte, nie den gesamten Prozess der Massenabfertigung. Dennoch gehen die unkommentierten und lang stehenden Bilder unter die Haut. Unterstützt wird dieser Eindruck auch von der Musik, die mit harten Klavieranschlägen die Bewegungen der Fische begleitet und so den Prozess noch verdeutlicht. Als Kontrast flimmert das grünliche Nordlicht am Horizont, das voller Schönheit doch nicht über die Härte des eben Gezeigten hinwegtäuschen kann. EAT MY DREAM ist ein eindrucksvoller und wirkungsvoller Film, der für seine Botschaft keine deutlichen Worte benötigt. Und dafür umso deutlichere Bilder findet.
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Animationsfilm; Kurzfilm Deutschland 2016

Sören Wendt

Prädikat besonders Wertvoll
Die Länder heißen Iran, Afghanistan und Guinea. Alle Länder sind unterschiedlich und haben doch eine große Gemeinsamkeit: In ihnen herrschen Krieg, Armut und unmenschliche Zustände. Drei Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren erzählen in Sören Wendts Animationsfilm REFUGEES – KINDER AUF DER FLUCHT die Geschichte ihrer Flucht aus ihrer jeweiligen Heimat. Dabei erzählen sie nicht nur durch Worte, sondern auch durch ihre Bastel- und Zeichenarbeiten, die sie im Rahmen einer Kunsttherapie in Hamburg angefertigt haben. Sören Wendt nimmt die Arbeiten der Kinder als Grundlage für das Produktionsdesign der jeweiligen Sequenz, illustriert von Julia Goschke, und lässt sie ihre Geschichte auch selbst kommentieren. So entsteht ein sehr berührender und auch persönlicher Film, der schon junge Zuschauer auf eine Reise mit in fremde Welten nimmt und ihnen mehr beibringen kann als jede Nachrichtensendung und jedes Schulbuch. Die Zeichnungen werden mit illustrierten Karten angereichert, was der Orientierung dient und die Geschichten gut verortet. Für sich selbst haben die Kinder Spitznamen ausgesucht, die für sie symbolische Bedeutung haben und die geschickt in die Geschichte eingewoben werden. Ob ein freiheitsliebender Schmetterling, ein duldsames Kamel oder eine 50-Cent-Münze. Ein eindrucksvoller und tief berührender Kurzanimationsfilm aus der Sicht von Kindern über ein hochaktuelles Thema und dazu über ein wichtiges Projekt mit Vorbildcharakter.

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Café D’amour – Eine pixilierte Slapstick Komödie

Animationsfilm; Kurzfilm Deutschland 2016
Benedict Toniolo , Filmuniversität Babelsberg, KONRAD WOLF

Prädikat besonders wertvoll

Lewis ist Straßenkünstler. Und er ist hungrig. Als er etwas Geld in seinem Hut hat, geht er zum nächsten Café, wo die Torten voller Creme und Schokolade eine unglaubliche Schlemmerei versprechen. Lewis setzt sich und schaut sich um. Das Café ist leer, bis auf eine Dame namens Coco, die am Nebentisch sitzt und mit Lewis flirten möchte. Doch eigentlich ist Lewis gar nicht interessiert. Komisch nur, dass die Möbel im Café sich auf einmal von selbst bewegen. Und Lewis immer wieder in Richtung Coco schieben. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Oder steckt da etwa Amor dahinter? Bei CAFÉ D’AMOUR handelt es sich um den Diplomfilm des Filmstudenten Benedikt Toniolo an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Der Untertitel „Eine pixilierte Slapstick-Komödie“ verrät schon viel über den Stil und das Genre dieses bezaubernden Films, bei dem man in jeder Sekunde merkt, wieviel Mühe, Arbeit und Liebe zum Detail dahinter steckt. Und doch fühlt sich der achtminütige Film ganz leichtfüßig an, wie er seine Geschichte zweier einsamer Menschen erzählt, die vom Schicksal zusammengeführt werden. Mit all dieser Alltagsmagie, die in CAFÉ D’AMOUR spürbar ist, ist der Film nicht nur eine Verbeugung vor dem savoir vivre, sondern auch vor der Magie des Kinos der frühen Jahre. Mit seinen clownesken Helden, seinen Meliès’schen Zaubereien und der stummfilmhaften Dramatik der Musik und des Spiels. Die Stoptrick-Technik ist beeindruckend und unterstützt noch den klassischen Charme des Werks. Toniolos Film ist eine Hommage an das Kino, an die Magie und an die Liebe. Unterhaltsam, kurzweilig, romantisch.