Hier sind die aktuellen Prädikatvergaben für September 2016 aufgelistet. Allen Filmemachern einen herzlichen Glückwunsch!
HÖCHSTE ZEIT, HEROLD!
Animationsfilm, Kurzfilm, Deutschland 2016, 8 min
Francie Liebschner , Balance Film
Prädikat besonders Wertvoll

Alles beginnt mit einem Fisch. Seine Schuppen glänzen im Tageslicht. Sie sehen wunderschön aus, so lebendig. Doch im Moment der Aufnahme ist der Fisch bereits zum Tode verurteilt und auf dem Weg in die Masse. Immer mehr ist vom Fisch zu erkennen, immer schneller bewegen sich die Bilder. Bis der einzelne Fisch im riesigen Auffangbecken unter seinesgleichen verschwindet. Zurück bleibt das Blut auf dem Laufband, die Innereien auf dem Boden und einzelne Schuppen hier und da. Und am Horizont leuchtet das Nordlicht. Der Kurzanimadokfilm von Jessica Dürwald begleitet die tägliche Arbeit in einer Fischfabrik in Norwegen. In acht Minuten sieht der Zuschauer, durch klug ausgewählte und kunstvoll bearbeitete Bildausschnitte, nie den gesamten Prozess der Massenabfertigung. Dennoch gehen die unkommentierten und lang stehenden Bilder unter die Haut. Unterstützt wird dieser Eindruck auch von der Musik, die mit harten Klavieranschlägen die Bewegungen der Fische begleitet und so den Prozess noch verdeutlicht. Als Kontrast flimmert das grünliche Nordlicht am Horizont, das voller Schönheit doch nicht über die Härte des eben Gezeigten hinwegtäuschen kann. EAT MY DREAM ist ein eindrucksvoller und wirkungsvoller Film, der für seine Botschaft keine deutlichen Worte benötigt. Und dafür umso deutlichere Bilder findet. |

Sören Wendt
Café D’amour – Eine pixilierte Slapstick Komödie
Prädikat besonders wertvoll
Lewis ist Straßenkünstler. Und er ist hungrig. Als er etwas Geld in seinem Hut hat, geht er zum nächsten Café, wo die Torten voller Creme und Schokolade eine unglaubliche Schlemmerei versprechen. Lewis setzt sich und schaut sich um. Das Café ist leer, bis auf eine Dame namens Coco, die am Nebentisch sitzt und mit Lewis flirten möchte. Doch eigentlich ist Lewis gar nicht interessiert. Komisch nur, dass die Möbel im Café sich auf einmal von selbst bewegen. Und Lewis immer wieder in Richtung Coco schieben. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Oder steckt da etwa Amor dahinter? Bei CAFÉ D’AMOUR handelt es sich um den Diplomfilm des Filmstudenten Benedikt Toniolo an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Der Untertitel „Eine pixilierte Slapstick-Komödie“ verrät schon viel über den Stil und das Genre dieses bezaubernden Films, bei dem man in jeder Sekunde merkt, wieviel Mühe, Arbeit und Liebe zum Detail dahinter steckt. Und doch fühlt sich der achtminütige Film ganz leichtfüßig an, wie er seine Geschichte zweier einsamer Menschen erzählt, die vom Schicksal zusammengeführt werden. Mit all dieser Alltagsmagie, die in CAFÉ D’AMOUR spürbar ist, ist der Film nicht nur eine Verbeugung vor dem savoir vivre, sondern auch vor der Magie des Kinos der frühen Jahre. Mit seinen clownesken Helden, seinen Meliès’schen Zaubereien und der stummfilmhaften Dramatik der Musik und des Spiels. Die Stoptrick-Technik ist beeindruckend und unterstützt noch den klassischen Charme des Werks. Toniolos Film ist eine Hommage an das Kino, an die Magie und an die Liebe. Unterhaltsam, kurzweilig, romantisch.