Festival international du film d’animation d’Annecy 2013 vom 10.-15. Juni 2013

Ein Festivalbericht von Annegret Richter

 

Annecy ist und bleibt der Ort an dem sich die Animationsbranche der Welt trifft. Hier haben viele Filme ihre Premiere und die großen amerikanischen Studios stellen ihre neuen Produktionen einem breiten Publikum vor, internationale Produktionen und neue Technologien werden diskutiert und auf dem Markt präsentieren viele Firmen und Institutionen der Animationsbranche ihre Profile. Außerdem ist Annecy ein wichtiger Platz für Firmen um neue Mitarbeiter zu rekrutieren, aber auch für Studenten um ihr Können zu zeigen. Für Annecy ausgewählt zu sein, bedeutet für viele Filme einen Ritterschlag.

 

In diesem Jahr war die Qualität der ausgewählten Studentenfilme sehr gut, aber auch der Wettbewerb und die Filme außerhalb des Wettbewerbs hatten in der Regel einen guten qualitativen Anspruch. Auch fühlten sich in diesem Jahr zum ersten Mal die Programme kuratiert an und wurden nicht nur nach Länge der Filme zusammengestellt. Aber auch die Kuratierung funktionierte nicht immer, denn fünf Sandanimationen hintereinander sind dann doch ermüdend, aber es war deutlich ein anderer Anspruch zu spüren, als in den vorangegangenen Jahren. Das mag durchaus an dem neuen Programmleiter Marcel Jean liegen.

 

Wichtige Filme

Gewinner des Annecy Crystal für den besten Kurzfilm im Wettbewerb war Chris Landreth mit seinem neuen Film SUBCONCIOUS PASSWORD. Ein großartiger Film, der an die Qualität von RYAN durchaus heran reicht. Außerdem haben Spela Cadez mit BOLES und Izabella Plucinska mit LIEBLING ihre neuen Filme vorgestellt. Beide liefen damit als einzige! deutsche Kandidaten im Internationalen Wettbewerb für Kurzfilm. Theodore Ushev erhielt für seinen neuen Film GLORIA VICTORIA den FIPRECI – Preis.

Im Langfilmbereich wurde der entzückende Kinderfilm MA MAMAN EST EN AMÈRIQUE, ELLE A RECONRÈ BUFFALO BILL (MOMMY WENT TO AMERICA AND MET BUFFALO BILL) mit einer lobenden Erwähnung bedacht. Diese belgisch-luxemburgische Zeichentrickproduktion ist ein Film über das langsame Erwachsenwerden eines siebenjährigen von Schuleintritt bis zu dem Moment wo er lernt, dass der Weihnachtsmann nicht existiert und seine Mutter doch nicht in Amerika ist. Wunderbar erzählt, amüsant und gleichzeitig sehr sensibel.

UMA HISTÓRIA DE AMOR E FÚRIA von Luiz Bolognesi erhielt den „Anney Crystal“ für besten langen Animationsfilm. Er zeigt die letzten 600 Jahre brasilianischer Geschichte aus der Sicht eines Ureinwohners, der als Kämpfer die Zeit überdauert, angefangen von der Ausrottung seines Stammes durch die Portugiesen über Aufstände der Landbevölkerung und der Sklaven gegen die Regierung im 19. Jahrhundert und das Militärregime des Landes bis in das futuristische Rio des Jahres 2096, in dem sauberes Trinkwasser zum Politikum wird. Der Regisseur beschreibt den Film selbst als politischen Film. Ein Film bei dem man etwas lernt und sich trotzdem gut unterhalten fühlt. Bei DOK Leipzig wird der Film für ein deutsches Publikum im Programm „Fokus Brasilien“ zu sehen sein.

Im TV-Bereich waren die deutschen Produktionen nicht zahlreich vertreten aber sehr erfolgreich. Studio Filmbilder gewann mit Andreas Hykades TOM UND DIE BIENENKÖNIGIN einen Preis, ebenso wie ROOM ON THE BROOM von Jan Lachauer und Max Lang, eine weitere Verfilmung der Kinderbücher von Axel Scheffler und Julia Donaldson in Kooperation mit Studio Soi. Damit zeigt sich meines Erachtens doch, dass die Kritik der Fernsehsender an der Qualität deutscher Produkte und Animationen nicht gerechtfertigt ist, denn international sind diese durchaus erfolgreich.

http://www.annecy.org/annecy-2013/festival/awards

 

Empfänge

Der deutsche Empfang am Dienstag dem 11. Juni 2013 wurde von etwa 200 Leuten der Animationsfilmbranche aus aller Welt besucht und ist eine großartige Plattform um mit vielen Filmemachern zu sprechen. Das Wetter war hervorragend um am See zu sitzen, die Aussicht zu genießen und zu reden. Dazu ergaben sich aber danach auch noch viele Möglichkeiten, denn Empfänge gibt es in Annecy wirklich am laufenden Band. Außerdem trifft man sich in diesem kleinen Städtchen auf dem Weg in den Kinosaal öfter auf der Straße und dann bleibt auch hier bei schönem Wetter Gelegenheit für einen kurzen Plausch.

Krönender Abschluss der Annecy Festivalwoche ist das inoffizielle Picknick von Nancy und Nick Phelps am Samstagnachmittag. Hier treffen sich nicht nur die amerikanischen Filmemacher, sondern alle, die Lust haben einen schönen Tag gemeinsam am See zu verbringen. Höhepunkt dabei ist das Tretbootrennen um die kleine Insel im See. http://sprockets.animationblogspot.com/2013/07/

 

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