Wer kennt sie nicht, die Situation, wenn man bei Festivals, auf Branchentreffen, Messen oder ähnlichem Kollegen trifft und das Gespräch über kurz oder lang vor allem um die finanziellen Rahmenbedingungen bei Animationsfilmprojekten aller Art kreist. Der Unmut über miserable Lizenzvergütungen, Auftragsproduktionen mit immer geringeren Kostendeckungsquoten und Monatseinkommen im Mindestlohnbereich macht sich schnell Luft. Und genauso schnell kommen Fragen auf, wo das liebe Geld insbesondere beim reichen öffentlich-rechtlichen Rundfunk bleibt, der immerhin rund acht Milliarden Euro an Beitragsgeldern kassiert.

 

Thomas Frickel, Vorsitzender der AG Dok hat einen erhellenden Artikel darüber geschrieben. Zwar steht bei ihm naturgemäß der Dokumentarfilm im Vordergrund, aber für den Animationsfilm gilt das Beschriebene gleichermaßen.

 

Link zum Artikel:  „Das schwarze Loch“  von Thomas Frickel

 

…ein Auszug:

„Warum der öffentlich-rechtliche Rundfunk ausreichend finanziert ist – und trotzdem kein Geld hat.

Beginnen wir mit dem hartnäckigsten Irrtum der aktuellen Medienpolitik. Ich meine den Satz: „Was im Programm von ARD und ZDF läuft, ist durch den Rundfunkbeitrag bezahlt – also muss es der Öffentlichkeit auch unbegrenzt zur Verfügung stehen.“ Dass er von Politikern aller Couleur gebetsmühlenhaft wiederholt wird, macht diesen Satz nicht wahrer. Die Aussage ist kompletter Unfug, mindestens aber beschreibt sie ein grandioses Missverständnis. Denn nicht einmal sogenannte „voll finanzierte Auftragsproduktionen“ werden von den Sendern kostendeckend bezahlt. Mit rigiden und wirklichkeitsfremden Kalkulationsvorgaben, die nur wenig mit der Marktsituation und noch weniger mit den Betriebsabläufen der Produktionsfirmen zu tun haben, drücken die öffentlich-rechtlichen Auftraggeber ihre Einsparvorgaben durch. Sie sorgen dafür, dass viele Produktionsfirmen mit einer Kostendeckungsquote von weniger als 90 Prozent arbeiten müssen.

Die überwiegende Zahl der dokumentarischen Programme in den Kanälen von ARD und ZDF – nämlich rund zwei Drittel – kann nicht einmal nach den selbstgerechten Kriterien der Auftraggeber als „voll finanziert“ gelten. In diesen Fällen zahlen die Fernsehsender nur noch einen Festpreis, der gerade einmal 80, 50, manchmal aber auch weniger als 20 Prozent der Herstellungskosten des Films deckt. Mit den tatsächlichen Kosten einer Fernsehproduktion hat das nicht mehr das Geringste zu tun. Die zur Fertigstellung eines solchen Films fehlenden Teile des Budgets muss der Produzent aus eigener Tasche aufbringen. Und fast immer schlägt die miserable Finanzausstattung auch auf die beteiligten Urheber durch. Dokumentarfilm-Regisseure sind ohnehin schon die am schlechtesten bezahlten Kreativen in der Medienbranche. Eigentlich ist es ein himmelschreiender Skandal: ARD und ZDF, die für das reichste öffentlich-rechtliche Fernsehsystem der Welt stehen, lassen sich einen großen Teil ihrer Programme von unabhängigen Filmschaffenden subventionieren. Kaum jemand weiß das. Und wer es weiß, kann nicht verstehen, wie so etwas möglich ist.  … “