Um es vorweg zu nehmen: es gibt natürlich einige schöne Animationsfilmproduktionen aus Deutschland im deutschen Fernsehen und auch Sendeplätze im Kinderbereich, die regelmäßig und gut mit Animation bestückt sind. Aber welchen Anteil am Programm nehmen sie tatsächlich ein? Welche Zielgruppen werden bedient? Wird wirtschaftliche und struktuelle Nachhaltigkeit geschaffen und ist der Vielfaltsauftrag der Sender laut Rundfunkstaatsvertrag hier tatsächlich auch bedient?

 

Die AG Animationsfilm, der Bundesverband der Animationsfilmbranche, hat deshalb eine Studie zur Situation des Animationsfilms im Deutschen Fernsehen in Auftrag gegeben. Erstellt wurde die Studie von Jörg Langer von LANGER MEDIA und Heiko Hilker vom DIMBB. Sie filterten relevante Daten für den Animationsbereich aus den bereits öffentlich zugänglichen Berichten der Sender und Institutionen und den Untersuchungen des Institut für empirische Medienforschung heraus. Dabei geht es darum herauszufinden, wie viel deutsche Animation im Fernsehen ausgestrahlt wird und welche Richtlinien und Gesetze für die Programmgestaltung der öffentlich- rechtlichen und der privaten Sender in Deutschland gelten.

 

Gleichzeitig präsentiert Sie neben Hintergrundinformationen zu den Sendern und den gesetzlichen Grundlagen wie z.B. den Rundfunkstaatsvertrag zur Vielfalt im Fernsehen, auch konkrete Zahlen über den Anteil deutscher Animation im Programm bzw. der anteiligen Sendeminuten der deutschen Fernsehsender. Es wird  genauer untersucht, welche Form der Finanzierung stattfand.Echte strukturelle Effekte für deutsche Animationsproduzenten ergeben sich in der Regel hauptsächlich bei den rein deutschen Produktionen und den Koproduktionen mit majoritärer deutscher Beteiligung. Ausnahme bilden Produktionen deutscher Firmen, die den Großteil der Animationen im Ausland fertigen.

Dies bedeutet, dass lediglich 61,4 % der 77 Produktionen mit deutscher Beteiligung in der ausgewerteten Testwoche tatsächlich strukturelle Effekte in Deutschland hinterließen. 38,6 % der Produktionen operierten zwar mit deutschen Finanzmitteln bzw. mit Unterstützung deutscher Sender und 32,3% Produktionsfirmen, ließen aber keine echten Effekte in Deutschland zurück, denn bei Produktionen mit minoritärer deutscher Beteiligung und Kofi nanzierungenergeben sich in der Regel keine strukturellen, sondern nur kurzfristige finanzielle Effekte für die deutsche Produktionslandschaft.

 

Außerdem liefert die Studie Aussagen über Vorteile und Möglichkeiten der Animation im Fernsehen und benennt die momentanen Herausforderungen und Hindernisse für eine Ausweitung der Animationsangebote der Sender.  Konkrete Medienpolitische Forderungen an die Politik, die Landesmedienanstalten, die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender und die Filmförderer formuliert die AG Animationsfilm separat aber in Bezug auf die Studie in einem gesonderten Dokument,  denn nur ein komplexer Ansatz im Schulterschluss mit Politik und Sendern kann die Situation für die Animationsfilmbranche in Deutschland langfristig verbessern.

 

Wie es der Branche geht, hat die AG Animationsfilm übrigens in einer Umfrage 2015 erhoben und ausgewertet. Dazu finden sich Informationen hier.

 

Flankiert wurde die Veröffentlichung der Studie durch eine Gesprächsrunde mit Dr. Astrid Plenck (KiKA), Stefanie von Ehrenstein (SWR), Philipp Franke (Staatskanzlei Baden-Württemberg), Ralf Kukula (Balance Film) und Jörg Langer (Langer Media) am 25. April 2018 beim 25. Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart.