Interview mit der Animationsfabrik, Hamburg

 

 Als ich mich auf Ihrer Webseite nach der Animationsfabrik kundig machte, fiel mir gleich auf, dass Ihre Firma die Animationsfilmlandschaft, im Besonderen die in Deutschland, sehr geprägt hat.  Seit wann gibt es die Animationsfabrik in Hamburg und seit wann den Ableger in Köln?
AF HH gibt es seit 2000, die Zweigstelle in Köln seit 2004.

 

Wer ist Geschäftsführer_in der Firma?
Jörn Radel, ist auch alleinige Gesellschafter

 

Wie viele Mitarbeiter_innen haben Sie in Festanstellung und wie viele arbeiten freiberuflich für Sie?
Es schwankt nach Projektlage, aber im Durchschnitt hat AF zwischen 25 – 30 Festangestellten und zwischen 5 – 25 Freiberufler.

 

Haben Sie noch Zeichner_innen & 2D Animator_innen in Festanstellung?
Nein

 

Sie sind eins der wenigen Studios in Deutschland, die mit „Werner“ als abendfüllenden Spielfilm im traditionellen Zeichentrick, auch ein erwachsenes Publikum angesprochen haben. Sind dem noch weitere Zeichentrickfilme oder auch 3D Filme gefolgt, die auch Erwachsene zur Zielgruppe haben?

Derzeit arbeiten wir am Film „Der 7. Zwerg“ als Dienstleister; wir haben auch ein Projekt „The Water Warriors“ (AT) aus Großbritannien, , sowie eine internationale Koproduktion „Another Day Of Life“, wo wir als einer der zwei deutschen Koproduzenten agieren. Der letzte ist ausschließlich für eine Erwachsene-Zielgruppe, die anderen beiden sind als Family Entertainment gedacht.

 

 

Sie arbeiten mit modernster Technik für Kino und TV und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Sind Ihre Animator_innen überwiegend aus Deutschland oder aus dem Ausland?
Überwiegend aus Deutschland, aber gelegentlich ist der/die eine oder andere ausländische Animator-in dabei.

 

 

Spüren Sie, dass in Deutschland weniger Animationen für das Fernsehen (TV) produziert werden, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war?
Ja, es ist eindeutig zu spüren, auch über die Vernetzungen mit anderen Studios, die mehr darunter zu leiden haben, als wir es tun.

 

 

Lassen auch Sie im Ausland produzieren?
Ja gelegentlich.

 

Sie produzieren auch für internationale Märkte, wie z.B. den Werbespot für „Kentucky Fried Chicken“ für den chinesischen Markt. Worin unterscheidet sich nach Ihrer Erfahrung die Produktion für einen internationalen Auftraggeber von einem nationalen Auftraggeber?
Es gab keinen direkten Kontakt zwischen dem ausländischen Auftraggeber und uns; hier waren wir von einem deutschen Unternehmen beauftragt. Wir arbeiten ohnehin mit internationalen ausgerichteten Werbeagenturen zusammen; in der Werbung sind die Unterschiede nicht so eklatant.

 

 

Wenn Sie „Motion Capturing“ anwenden, sind die Auftraggeber dann stets aus der freien Wirtschaft oder kommt die Technik auch in kulturorientierten Produktionen zum Einsatz?
Sowohl als auch. Derzeit arbeiten wir an einer internationalen Koproduktion für einen ernsten Kriegsfilm „ANOTHER DAY OF LIFE“ mit der Zielgruppe Erwachsene.

 

Wie kostenintensiv und aufwendig ist die Arbeit von „Motion Capture“?
Die ursprüngliche Investition ist etwas hoch, danach rentiert sich das je nach Auftragsaufkommen relativ schnell. Der Vorteil dabei ist, dass man mit den Real Time Ergebnissen auch unerfahrenen Kunden schnell zeigen kann, was geht oder nicht, so dass Entscheidungsprozesse deutlich gekürzt werden können.

 

Gibt es Anfragen aus der globalen Filmindustrie?
Bei uns eher nicht.

 

Welches sind Ihrer Meinung nach die wesentlichsten Vorzüge einer internationalen Koproduktion?
Das Geld für die Finanzierung kommt deutlich schneller zusammen. Das große Risiko der Filmherstellung wird geteilt.

 

Haben Sie einen neuen Featurefilm in der Pipeline?
Ja zwei eigene, beide internationalen Koproduktionen. Water Warriors und Another Day Of Life, und als Dienstleister Der 7te Zwerg. Unsere letzte, kürzlich abgeschlossene Produktion war „Keinohrhasen & Zweiohrküken“.

 

Wieso hatte die Animationsfilmbranche in Deutschland bis zum Jahre 2010, als die AG Animationsfilm gegründet wurde, keinen Interessenverband?
Es gab ca. 4-5 Versuche in den letzten 20 Jahren, einen Verband für die Branche zu gründen; es scheiterte unserer Meinung nach stets an unterschiedliche Interessen sowie an den Vertretungsansprüchen der größeren Produzenten. Erst als sich die kleineren Produzenten und Dienstleister zusammen getan haben, entstand eine erste Vertretung, die sich dann etablieren konnte.

 

Was denken Sie über unseren Verband – die AG Animationsfilm?
Einerseits finden wir es gut, dass es so was gibt. Andererseits ist es Schade, dass es mehr als eine Vertretung gibt. Die Interessen insgesamt insbesondere gegenüber den Sendern und der Politik könnten eine standhaftere Durchschlagkraft entwickeln, wenn es lediglich eine Vertretung geben würde.

 

 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin erfolgreiche Unternehmungen im Bereich der Animation.

Wir danken auch und wir wünschen es euch bzw. uns ebenfalls!!

 

www.animationsfabrik.de/